Franz Kafka: Die Zeichnungen

Du, ich war einmal ein grosser Zeichner … Jene Zeichnungen haben mich in seiner Zeit, es ist schon Jahre her, mehr befriedigt, als irgendetwas.

Franz Kafka an Felice Bauer

Die Geschichte von Franz Kafkas neu entdeckten Zeichnungen

SWR2-Bestenliste Januar 2022: Platz 10
Die „Sachbücher des Monats" Januar: Platz 4 -
Die Bestenliste von Die Welt/WDR 5/N.Z.Z./ORF-Radio Ö1

Dass im Jahr 2019, 95 Jahre nach seinem Tod, über 100 praktisch unbekannte Zeichnungen Franz Kafkas das Tageslicht erblickten, verdankt sich einer geradezu abenteuerlichen Geschichte. Kafkas Freund Max Brod hatte schon zu Lebzeiten Kafkas dessen außerordentliches Zeichentalent erkannt. Während Kafka nach seinem Tod auch seine Zeichnungen vernichtet wissen wollte, rettete Brod sie zusammen mit dem literarischen Nachlass. 1939 floh er mit Kafkas Zeichnungen und Manuskripten im Gepäck vor den Nationalsozialisten nach Palästina und rettete sie so ein zweites Mal. Doch als Israel 1956 durch die Suezkrise bedroht wurde, deponierte Brod Kafkas Nachlass in vier Safes einer Zürcher Bank – wo der größte Teil der Zeichnungen für die nächsten 63 Jahre bleiben sollte.

Max Brod 1940
© picture alliance | IMAGNO | Austrian Archives

Einzelne Zeichnungen hatte Brod schon seit den späten 30er Jahren immer wieder veröffentlicht und damit auch Erwartungen an diesen bis dahin unbekannten Teil von Kafkas Werk geweckt. Alle weitergehenden Pläne lehnte er jedoch ab, neben anderen Gründen deshalb, weil er seine Zeichnungen Kafkas zusammen mit Manuskripten wie der Handschrift des Processes schon zu Lebzeiten seiner Sekretärin Ilse Ester Hoffe geschenkt hatte, auch wenn er weiter über sie verfügte. Seit den 1950er Jahren bemühten sich verschiedene Verlage um die Veröffentlichung von Kafkas unbekannten Zeichnungen, scheiterten aber stets an Brods Zurückhaltung, nach dessen Tod 1968 auch am Widerstand von Ilse Ester Hoffe.

Ilse Ester Hoffe und Max Brod um 1965
© privat

Als diese schließlich 2007 im Alter von 101 Jahren starb, entbrannte ein Rechtsstreit um die Teile von Kafkas Nachlass, die sich noch in ihrem Besitz befanden. Erst 2019 wurde der Fall endgültig zugunsten der israelischen Nationalbibliothek entschieden. Dort befinden sich seither die Zeichnungen Kafkas, die hier zum ersten Mal veröffentlicht werden.

Der Kurator der Israelischen Nationalbibliothek Stefan Litt mit Kafkas neu entdecktem Zeichenheft. 7. August 2019
© picture alliance | Reuters | Ammar Awad

Erscheint am 2. November

Kafkas neu aufgetauchte Zeichnungen erstmals publiziert

Erst 2019 tauchten über 100 Zeichnungen von Franz Kafka auf, die jahrzehntelang in einem Zürcher Banksafe unter Verschluss gehalten wurden: eine Sensation. Denn bislang kannte man nur wenige Zeichnungen des weltberühmten Schriftstellers. Es sind Bilder von kaum zu widerstehender Anziehungskraft. Kafkas künstlerische Ambitionen und sein außergewöhnliches Talent lassen sich erst mit den neuen Funden ermessen. Hier werden sie erstmals, zusammen mit den schon bekannten Blättern, veröffentlicht.

Vor allem in seinen frühen Jahren, zwischen 1901 und 1907, hat Kafka intensiv gezeichnet. Ein ganzes Heft mit Zeichnungen ist jetzt neben Dutzenden von Einzelblättern zu Tage getreten. Es sind fragile, haltlose und zugleich rätselhaft faszinierende Gestalten, die einem hier begegnen. Kafkas Zeichnungen kippen vom Realistischen ins Phantastische, ins Groteske, manchmal auch Unheimliche oder Karnevaleske. Zusammen machen sie einen zweiten Kafka neben dem Schriftsteller sichtbar. In diesem Band mit seinen brillanten Reproduktionen und erhellenden Erläuterungen ist er zum ersten Mal vollständig zu entdecken.

  • Ein internationales Ereignis: Die Erstveröffentlichung der neu aufgetauchten Zeichnungen Franz Kafkas
  • Der andere Kafka: Das künstlerische OEuvre des weltberühmten Schriftstellers
  • Erstmals sämtliche Zeichnungen Franz Kafkas einschließlich der neu entdeckten Blätter
  • Wissenschaftlich erschlossen von Andreas Kilcher, Pavel Schmidt und Judith Butler
  • Erstklassige Reproduktionen und eine besonders schöne Ausstattung: Zwei Lesebändchen - Hochwertiger Leinenband -  Format 21 x 29 cm
  • Fast alle Zeichnungen in Originalgröße

FRANZ KAFKA (1883 - 1924) gehört zu den größten Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Ein bedeutender Teil seines literarischen Werkes wurde durch seinen Freund Max Brod gerettet, der sich Kafkas Wunsch widersetzte, dass sein Nachlass, einschließlich der Zeichnungen, nach seinem Tod verbrannt werden solle. Aus Max Brods Nachlass stammen auch die neu entdeckten Zeichnungen Kafkas.

ANDREAS KILCHER lehrt Literatur- und Kulturwissenschaft an der ETH Zürich. Er hatte Gastprofessuren an der Hebrew University, Jerusalem, der Tel Aviv University, der Princeton University und der Stanford University inne. Er hat vielfältig zu Kafka und zur deutsch-jüdischen Literatur publiziert.

PAVEL SCHMIDT ist Künstler und Kunstwissenschaftler und hatte eine Professur an der Münchner Akademie der Bildenden Künste inne. Als Künstler setzt er sich auch mit literarischen Werken, insbesondere mit Franz Kafka, auseinander.

Auftaktveranstaltung am 27. Oktober 2021 um 19.30 Uhr im Deutschen Literaturarchiv Marbach

Andreas Kilcher und Stefan Litt präsentierten im Gespräch mit Jan Bürger die Bucherstveröffentlichung von „Franz Kafka: Die Zeichnungen“: Buchpremiere [DLA Marbach]

Bei Pressefragen wenden Sie sich gern an Tanja Warter, Verlag C.H.Beck. Über diesen Link können Sie ab sofort die Veranstaltung sehen.

Die Veranstaltung ist eine Kooperation des DLA Marbach mit der National Library of Israel und dem Verlag C.H.Beck.