Pressestimmen
"Kurt Drawert, 1956 in Brandenburg geboren und bisher durch Gedichte und Essays hervorgetreten, war einer von ihnen. Der Roman mit dem lyrischen Titel 'Ich hielt meinen Schatten für einen anderen und grüßte' ist sein erstes Erzählwerk. Und damit ist ihm ein Meisterwerk gelungen. Das Motiv des verwahrlosten Findlings Kasper Hauser aufgreifend, erzählt das Buch mit dem Phantasiereichtum der 'Blechtrommel' und der Sprachkraft von Handkes 'Kasper' vom Ende der DDR, die in eine an Dantes 'Inferno' gemahnende Unterwelt verlegt wird. Gerade weil Drawerts Buch ohne jeden erzählerischen Realismus auskommt, gelingt es ihm, ein spachlos machendes Porträt der beklemmendsten Realität des Lebens in einer Diktatur zu entwerfen. Ein unverzichtbares Gegenstück zu Tellkamps Bürgertum-Epos 'Der Turm'."
u.s., Wiener Zeitung, 4. Juli 2009
"Eigenwillige muttersprachliche Antwort auf Fehlentwicklungen des geteilten Vaterlandes (...) Der Roman ist dementsprechend mit einer kunstvollen Zurückhaltung im Ausdruck abgefasst; die Sprache unternimmt es, den anfänglichen Zustand der Armut, niemand redet wie ein Klassiker, hinter sich zu lassen. Wirklichkeitsgetreu, angemessen ebenfalls in der Wortwahl, wird von Menschen fernab eines würdigen Lebens, buchstäblich von einem versunkenen Leben, berichtet."
SR2 KulturRadio, 8. November 2008
"Dieser veranstaltete „Kaspar der Revolution“ erinnert sich so ernst wie komisch, so realistisch wie surreal an sein Leben als eine Höllenfahrt durch die neun „Schuldbezirke“ der „Deutschen D. Republik“."
Gerd Schäfer, SR 2 KulturRadio, 7. November 2008
"Bösartiger, funkelnder, geistreicher ist über den Untergang der DDR noch nicht geschrieben worden."
Jörg Magenau, Der Tagesspiegel, 19. Oktober 2008
"Kurt Drawert hat eine surrealistische Kaspar-Hauser-Abrechnung vorgelegt."
Oliver Jungen, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14. Oktober 2008
"Ebenfalls eine fantastische Konstruktion ist der erste Roman des Lyrikers und Essayisten Kurt Drawert, ‘Ich hielt meinen Schatten für einen anderen und grüßte’. Den sonderbaren Fall des verwahrlosten Findlings Kaspar Hauser aus dem 19. Jahrhundert vor Augen, lässt der Autor seinen ‘ostdeutschen Erdling’ eine unwirkliche, apokalyptische Welt in neun ‘Schuldbezirken’ der ‘Deutschen D. Republik’ durchschreiten. Die absurden, grotesken Situationen und Monologe wollen Metaphern der inneren Obdachlosigkeit unserer Zeit sein. Eine denkbare Reminiszenz an die Deutsche Surreale Republik."
Jobst-Ulrich Brand/ Gabi Czöppan/ Werner Fuld/ Stephan Sattler/ Rainer Schmitz, Focus, Kulturteil zur Frankfurter Buchmesse, 13. Oktober 2008
"So böse und bitter, so rücksichtslos und mit so viel schwarzem Humor ist dieses Land (...) wohl noch nie attackiert worden.
(...) Kurt Drawerts Roman ist eine fulminante Abrechnung mit dem Unterdrückungssystem DDR, ein Befreiungsschlag, eine wüste Sprach-Attacke, eine Geisteraustreibung, ein höhnischer Kommentar zum einstmals real existierenden Sozialismus: "Das war sie, die Ekstase der Revolution..."."
Claus-Ulrich Bielefeld, Die Welt, 20. September 2008
"(...) das ist ein schlagartig erhellender Gedanke: der totalitäre Staat als ein Staat, der seine Bürger in einem ständigen, diffusen Schuldgefühl hält, in einem Gefühl, dem Staat etwas zu schulden – von diesen Schuldbezirken gibt es neun, Drawerts Erzähler lebt im neunten, dem schrecklichsten, in einer Stadt namens „leiden“ – zusammengezogen aus Leipzig und Dresden – aber natürlich auch ein sprechender Name – und hier wächst der Erzähler auf – Jugend, Pionierzeit, Musterung, … Aushilfstätigkeit als Nachtwächter in der nationalen Bücheranstalt von Leiden – wo er Bücher aus dem Giftschrank abschreibt und unter das Volk bringt – was das Fundament dieses Untertagestaaten nachhaltig ins Wanken bringt – so dass er letzendlich implodiert. – und das ist dann nur die grandios aberwitzige Abschluss von Drawert / Kasper Hausers DDR-Geschichte, und die ist voll von herrlich, absurden, aberwitzigen Szenen. (...) dieser Roman ist eben beides – es ist Satire und der überaus gewissenhafte Versuch einer geschichtlichen Tiefenbohrung – und in beiderlei Hinsicht durchaus gelungen."
Alf Mentzer, Hessischer Rundfunk, 9. September 2008
"Die grotesken Spielarten der DDR-Wirklichkeit werden von Drawert in Sprache übertragen, wobei er auf realistische Beschreibungs- und Deutungsversuche verzichtet. Die Geschichte mutet phantastisch an, aber sie ist gerade in ihrem phantastischen Gehalt von beklemmender Realität. (...) Ohne im Rauschhaften zu schwelgen, wie es die Surrealisten taten und ohne ihren gesellschaftlichen Optimismus zu teilen, kehrt Drawert in seinem glänzend geschriebenen Roman das Unterste nach oben."
Michael Opitz, Deutschlandradio Kultur, 1. August 2008
"Mit diesem Buch ist Kurt Drawert ein großer Wurf gelungen, ein wichtiges Buch. In ein paar Generationen spätestens wird es als das gelesen werden können, was es ist: als ein Epos von nationalem Rang."
Gabriela Jaskulla, NDR Kultur, 20. Juli 2008
"Kurt Drawert (...) Bisher vor allem als Lyriker und Essayist hervorgetreten, legt er nun seinen ersten großen Roman vor – ein ebenso sprachgewaltiges wie dunkles Werk. „Ich hielt meinen Schatten für einen anderen und grüßte“ (C.H. Beck) spiegelt den Untergang von der DDR in die Nachwendezeit in der Geschichte von Kaspar Hauser: Der ostdeutsche „Erdling“ kommt aus einer Zelle mit Holzpferd und Abfallkübel, erkämpft sich die Sprache und wird zum Nachtwärter in der „Nationalen Bücheranstalt“, ehe ihm nach dem Ende der „Höhlenrepublik“ ein merkwürdiger Aufstieg gelingt."
Börsenblatt, 19. Juni 2008
"Kurt Drawert hat eine bitterböse Parabel auf die DDR, einen Schlüsselroman zur eigenen Selbstwerdung und eine Diagnose der inneren Obdachlosigkeit ihrer damaligen Bürger geschrieben. Es ist eine der rücksichtslosesten literarischen Abrechnungen mit dem Regime des subtilen Terrors geworden. Der Stachel im Fleische war ihm die eigene Vergangenheit: Es brauche keine Zeugnisse mehr, sagt einmal Kapsar Hauser zu Feuerbach, dass er ein Folteropfer gewesen sei, nämlich ‚ein Folteropfer sehr feiner und spurloser und körperlich nicht nachweisbaren Art. Mehr ein Sprachfolteropfer, abwesend und unmündig gehalten.'"
Pia Reinacher, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23. März 2009
"‘Was wenige noch wissen: In den Jahren 1849 bis 1889 gab es eine sogenannte Deutsche Dermatologische Republik, die aus einem in sieben Schuldbezirke gegliederten Tunnel- und Höhlensystem bestand.’ In seinem tragikomischen Schelmenroman ‘Ich hielt meinen Schatten für einen anderen und grüßte’ vollzieht der vielseitige Autor Kurt Drawert eine furiose, kälteklirrende Abrechnung mit dem ostdeutschen ‘Ländchen’ seiner Jugend."
KH, Süddeutsche Zeitung, SZ Extra, 5.-11. Februar 2009
"In ‚Ich hielt meinen Schatten für einen anderen und grüßte’ unternimmt der Kurt Drawert eine Generalabrechung mit dem, was für ihn DDR war und legt eine Mischung aus postmodernem Palimpsest und satirischer Schelmensaga vor. (...) Drawerts Unterfangen hat aber auch eine sprachphilosophische Dimension. Das manische Gerede seines Helden legt einerseits die Sprachmechanismen der DDR bloß, spürt den Vergiftungen und Beschädigungen durch Sprache nach und bemüht sich zugleich, zu einem neuen Sprechen über die Wirklichkeit vorzudringen."
Maike Albath, Süddeutsche Zeitung, 30. Januar 2009
"Der Autor führt uns eine DDR vor Augen, in der der Einzelne kein Existenzrecht hatte. So exakt hier der SED-Staat in seiner bürokratischen Brutalität gezeichnet wird, so befreiend sind Sprachkunst und Phantasie dieses Romans, die die Realität demaskieren und ihre Absurdität auf die Spitze treiben. Ein skurriles Meisterstück, das dem aberwitzigen Geist des Totalitarismus beeindruckend nahe kommt."
Henriette Ärgerstein, Rheinischer Merkur, 29. Januar 2009
"Die Sprache ist das einzige Widerstandspotenzial des Romans. (...) Jeder schöne Satz ist nicht nur schön, er bildet zugleich einen Angriff auf die mediokre Realität, die mit ihm nicht mithalten kann. Die Sprache ist das gefährliche Instrument, das Bastionen stürzt, und Drawert ist ihr wunderbarer Prophet."
Anton Thuswaldner, Die Furche, 9. Januar 2009
"Während andere Autoren minuziös ihre Familiengeschichte aus der untergehenden DDR retten, steigert er seine Geschichte zum Gleichnis des Totalitären überhaupt. Weiter noch: zum Bild existenzieller Verlorenheit."
Samuel Moser, Neue Zürcher Zeitung, 20./21. Dezember 2008
"So sprachmächtig wie hier wurde noch nicht vom Untergang der DDR erzählt."
Focus, 15. Dezember 2008
"Es kommt auf derart hohem stilistischen wie intellektuellen Niveau daher, dass es allein durch seine Qualität (...) den Tand der applaudierenden Animationsliteratur beiseite wischt. (...) Diese Prosa ist von einem geradezu bestürzenden Anspruch; sie versucht in immer neu ausschwingenden Satzgirlanden das selbst gestellte Gebot einzuhalten, »nach eine Sprache zu suchen für die Geschichte am anderen Ende der Wirklichkeit«. Das ist die eine grandiose Seite dieses Kunstwerk: Der Autor bildet die Welt nicht ab, sondern erschafft mit seiner Sprach-»Kunst der Fuge« eine ganz eigene, nichtrealistische Welt; er selber ist, und damit wir alle, »als Staub der Geschichte, mit Sprache vollgesudelt (...). Im Sinne der großen Verwerfung, eines fast mittelalterlich dräuenden taedium vitae, ist der Roman von giftiger Welthaltigkeit."
Fritz J.Raddatz, Die Zeit, 20. November 2008