Mathematik gilt als schwierig, und das war schon immer so. Aber es gibt eine Lösung des Problems, und diese heißt Albrecht Beutelspacher. Seit langem sind sein Name und eine zugängliche, lockere bis heitere Vermittlung von Mathematik zum Synonym geworden. Das liegt nicht allein daran, dass Albrecht Beutelspacher vor nun 20 Jahren ein in Gießen ansässiges, auf der Welt einzigartiges, höchst erfolgreiches interaktives Mathematik-Museum gegründet hat, sondern dass er mit seiner ganzen Person, als Hochschullehrer, Autor und Zeitgenosse, für die Kunst steht, das Schwierige leicht zu machen. "In der Wirtschaft habe ich gelernt, dass es darauf ankommt, auch mit Nichtmathematikern über Mathematik zu sprechen, und in Italien habe ich erfahren, wie viel Freude eine gute Präsentation bei den Zuhörern erzeugt", sagt er. Und beweist das, soeben 70 Jahre alt geworden, einmal mehr in seinem neuen Buch „Null, unendlich und die wilde 13. Die wichtigsten Zahlen und ihre Geschichten“.

1. Was haben Sie im Studium fürs Leben gelernt?
Formales (Scheine, Prüfungen, Diplome …) wird überschätzt, wichtig sind Inhalt, Engagement und Persönlichkeit.
 

2. Womit haben Sie Ihr erstes Geld verdient?
Orgelspielen in der Kirche.

 

3. Wie sieht ein gelungener Tag in Ihrem Leben aus?
Das wäre ein italienischer Tag: Zum Frühstück einen Cappuccino, den Tag über Hören, Sprechen, Denken, Lesen, Schreiben - unterbrochen von ca. 10 Espressi, und am Abend ein langes, ungesundes Abendessen mit Gesprächen über Gott und die Welt.
 

4. Was nehmen Sie sich immer wieder vor? 
Aufräumen.

 

5. Was ertragen Sie nur mit Humor?
Die verbreitete Haltung, dass wir heute genau wissen, was richtig und was falsch ist, und dass die Menschen vor 10, 50, 100 oder 1000 Jahren daher im Grunde nur Idioten waren.

6. Ein großes "Beinahe" in Ihrem Leben?
Beinahe wäre ich Prof in Italien geworden - und mein Leben wäre komplett anders verlaufen.

 

7. Was für eine Art Leser waren Sie als Kind?
Ich war eindeutig ein Unter-der-Bettdecke-Leser: Dort störte mich niemand und ich war mit mir und der Geschichte alleine.
 

8. Welche Künstler beeindrucken Sie?
Die Komponisten Heinrich Schütz, Johann Sebastian Bach, Wolfgang Amadeus Mozart, Felix Mendelssohn-Bartholdy (u.a.), deren Musik mir eine sonst unerreichbare Dimension des Lebens öffneten.

9. Welche Eigenschaften schätzen Sie an einem Menschen am meisten?
Begeisterungsfähigkeit.
 

10. Ihr liebstes Smalltalk-Thema?
Was ist Smalltalk?
 

11. Welcher Illusion geben Sie sich gerne hin?
Dass im Grunde immer alles gut geht.
 

12. Welche Zeitungen, Magazine und Blogs lesen Sie?
Printmedien: Lokalzeitung, Frankfurter Rundschau, online: Spiegel, FAZ, Süddeutsche (und manchmal Bild, das darf aber meine Frau nicht wissen).
 

13. Ihre Lieblingsbuchhandlung?
Die alte Buchhandlung "Gastl" in Tübingen: ein verwinkeltes, zweistöckiges ehemaliges Wohnhaus, wo an jeder freien Stelle Bücher lagen. Meiner Erinnerung nach war dort jedes Buch vorrätig (wenn auch die Suche manchmal Ewigkeiten dauerte) und ich habe die Buchhandling nie ohne mindestens ein neues Buch verlassen.

14. Ihr Lieblingsmuseum?
Natürlich "mein" Museum, das Mathematikum in Gießen.
 

15. Welchen Satz haben Sie sich zuletzt aus einem Buch notiert?
Nietzsches Aufforderung "an einer Seite Prosa wie an einer Bildsäule arbeiten". Ich hatte das Zitat lange nicht gefunden, weil ich es einem falschen Autor zugeschrieben hatte (Karl Kraus) und weil ich es verschärft in Erinnerung hatte: "an jeder Zeile Prosa".


16. Welches Buch würde niemand in Ihrer Bibliothek erwarten?
Karl Mays gesammelte Werke.


17. Ein Buch, das Ihr Leben verändert hat?
Viele Bücher, unter anderem mein erstes: Der "Leiterwagen", ein dickes Buch, das ich im ersten Schuljahr zu Weihnachten geschenkt bekam und in den Ferien 17 mal gelesen habe, einfach weil das Lesenkönnen so was Tolles war.

 

 

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