Henning Sußebach, Jahrgang 1972, ist Redakteur der Wochenzeitung DIE ZEIT. Für seine Reportagen wurde er mit einigen der wichtigsten deutschen Journalistenpreise ausgezeichnet, darunter: der Deutsche Reporterpreis, der Theodor-Wolff-Preis, der Henri-Nannen-Preis und der Egon-Erwin-Kisch-Preis.

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1. Womit haben Sie Ihr erstes Geld verdient?
Falls ich mich richtig erinnere: mit Artikeln für eine Lokalzeitung in Castrop-Rauxel, bezahlt pro Zeile.

2. Wie sieht ein gelungener Tag in Ihrem Leben aus?
Das ist ein Tag, der durch etwas Unverhofftes, Nebensächliches, Schönes im Gedächtnis bleibt. Leider lässt sich genau das nicht planen. 

3. Was nehmen Sie sich immer wieder vor?
Mir weniger vorzunehmen.

4. Was ertragen Sie nur mit Humor? 
Humor von Anbietern wie Mario Barth.

5. Ein großes „Beinahe“ in Ihrem Leben?
Darüber denke ich nicht nach. Ich kenne Leute, die sind an biografischen Weggabelungen zu lange grübelnd stehengeblieben.

6. Der beste Ort der Welt?
Das entlegene Rifugio La Crusc am Fuß einer Felswand in den Dolomiten. Pilgerkirche, Gasthof, Schutzhütte. Perfekt für Ausflüge und Einkehr – auch für Atheisten wie mich.

7. Welche Künstler:innen beeindrucken Sie?
In der Vergangenheit: All jene, die Widerständen zum Trotz ihren Ideen folgten. In der Gegenwart: Lina Beckmann auf der Bühne des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg.

8. Welche Eigenschaften schätzen Sie an einem Menschen am meisten?
Soziale Intelligenz. Ich bewundere einen mir sehr nahen Menschen dafür, wie tief er in die Seelen anderer blicken kann – und in der Lage ist, mit schwierigen Charakteren umzugehen. 

9. Ihr liebstes Smalltalk-Thema?
Fußball-Fachsimpeln funktioniert weltweit. Wer Fußball mag, bleibt nie allein. (Allerdings meist unter Männern.)

10. Welcher Illusion geben Sie sich gerne hin?
Dass mein ausgeprägter Pessimismus nur dazu dient, letztlich positiv überrascht zu werden.

11. Ihre Lieblingsbuchhandlung?
Immer die, deren Sortiment mir einen verregneten Urlaub rettet.

12. Ihr Lieblingsmuseum?
Da bin ich seit einem Besuch zu Jugendzeiten nostalgisch: das Musée d’Orsay in Paris. Da verbinden sich Kunst und Architektur aufs Schönste.


13. Ein Buch, das Ihr Leben verändert hat?
Der alte Mann und das Meer von Ernest Hemingway hat meinen Blick auf Sprache verändert: Mit so wenigen Worten, so wenigen Adjektiven so viel zu erzählen!

14. Was für eine Art Leser:in waren Sie als Kind?
Als Kind habe ich so gut wie gar nicht gelesen. Bücher haben mich erst nach der Schulzeit begeistert – als sie keine Pflichtlektüre mehr waren.

15. In welchem Jahrhundert hätten Sie gern gelebt?
Je genauer ich über die zurückliegenden Jahrhunderte nachdenke, desto mehr glaube ich: vielleicht doch lieber in einem zukünftigen.

16. Was bedeutet das Schreiben für Sie?
Qual und Freude. Weil man versucht, sich und anderen die Welt verständlich zu machen.

17. Was haben Sie immer dabei?
Tatsächlich leider mein Handy. Hirnforscher könnten mal erkunden, warum ich es nie vergesse – anders als Schlüssel, Mützen oder Regenschirme.