Zora del Buono hat Architektur an der ETH in Zürich studiert, wo sie heute auch wieder wohnt, wenn sie nicht in Berlin lebt. Dort war sie fünf Jahre Bauleiterin in der Nachwende-Zeit. Sie ist Gründungsmitglied und Kulturredakteurin der Zeitschrift „mare“. Im „Mare“-Verlag hat sie zwei Romane und eine Reisebuch veröffentlicht, bei Matthes & Seitz in der Reihe „Naturkunden“ den Band „Das Leben der Mächtigen – Reisen zu alten Bäumen“ und bei C.H.Beck die Novelle „Gotthard“ und den Roman „Hinter Büschen, an eine Hauswand gelehnt“. Sie ist vielseitig, stilsicher und welterfahren und verbindet die Recherche-Lust der Reporterin und die Planungsfreude der Architektin mit der sprachlichen Feinfühligkeit und dem Einfühlungsvermögen der Schriftstellerin.
Nun hat Zora del Buono, 1962 in Zürich geboren, ihr bislang ambitioniertestes Werk vorgelegt, einen großen Familienroman und politischen Frauenroman, der auf der Geschichte ihrer Großmutter beruht und uns nach Süditalien führt, in die Mussolini-Ära, und von einer leidenschaftlichen, starken Frau erzählt, die mehr sein will, als sie unter diesen Umständen sein kann. Sie verstrickt sich in ein Verbrechen, mit tragischen Folgen bis heute.

1. Was haben Sie im Studium fürs Leben gelernt? 
Dass man immer ein Kind seiner Zeit bleibt (und es gut ist, seine Zeit zu kennen, in der Architektur wie im Leben überhaupt).


2. Womit haben Sie Ihr erstes Geld verdient?
Als Tellerwäscherin. Um das Restaurant zu erreichen, sind wir Kinder jeden Morgen im Gummiboot über den Luganersee gerudert. Ich fürchte, dieser Sommerjob war illegal.


3. Wie sieht ein gelungener Tag in Ihrem Leben aus?
Die meisten Tage sind gelungene Tage. Ein perfekter Tag beinhaltet einen Spaziergang mit Hund über eine Ebene, im Idealfall eine Hochebene. Und zum Abschluss einen schönen Tanz, gerne mit einem oder einer Unbekannten. 


4. Was nehmen Sie sich immer wieder vor?
Konzentrierter zu lesen.


5. Was ertragen Sie nur mit Humor? 
Das Leben.


6. Ein großes „Beinahe“ in Ihrem Leben?
Beinahe hätte ich die Schule abgebrochen, um ein Ballett-Internat zu besuchen. Glücklicherweise wurde bei einem Röntgentest festgestellt, dass mein Knochenbau zu grob war. Aus mir wäre sowieso nie eine Ballerina geworden, Disziplin ist nicht meine Stärke.


7. Der beste Ort der Welt, der beste Ort in Berlin?
Der (bislang) beste Ort der Welt: die White Mountains in Kalifornien, wo auf 3000 Meter Höhe in atemberaubend leerer Landschaft mehrere 5000 Jahre alte Langlebige Kiefern wachsen, kleine, knorrige Gesellen, deren bloße Anwesenheit das eigene Zeitverständnis in Frage stellen.  
In Berlin: der Hochbahnabschnitt der Linie 1 zwischen Schlesischem Tor und Gleisdreieck in warmem Abendlicht.


8. Welche drei Geister würden Sie gern zum Dinner einladen?
Meinen Vater. Freddie Mercury. Jane Bowles.


9. Welche Eigenschaften schätzen Sie an einem Menschen am meisten?
Gelassenheit und Leidenschaft (nicht einfach zu vereinbaren). 


10. Ihr liebstes Smalltalk-Thema?
Tanzen (mein verhasstestes Smalltalk-Thema: Kochen).


11. Welcher Illusion geben Sie sich gerne hin?
Als Greisin bei halbwegs wachem Verstand in einem Altersheim zu leben, das einem das Gefühl vermittelt, man wohne in einem Grand Hotel mit morbidem Charme.


12. Mit wem würden Sie gern für einen Tag den Platz tauschen?
Mit meinem Hund. Ich säße zwar immer noch am beinahe selben Platz, sähe die Welt aber ganz anders. Ich wüsste zu gerne, wie Tiere ihre Umwelt wahrnehmen.


13. Ihre Lieblingsbuchhandlung?
Zwei Leben – zwei Buchhandlungen: Ferlemann & Schatzer in Berlin. Buchhandlung Hirslanden in Zürich.


14. Ihr Lieblingsmuseum?
Das Musée d’Orsay in Paris. Nicht nur wegen der Bahnhofsarchitektur, aber auch. Nicht nur wegen Courbets „L’Origine du monde“, aber auch.


15. Welchen Satz haben Sie sich zuletzt aus einem Buch notiert? 
Da ich neuerdings Klavier spiele, diesen Satz von Erik Satie (sehr lustiger Autor): „Rächen Sie sich nicht an Ihrem Instrument ..... Die Instrumente müssen oft ... eine sehr schlechte Behandlung über sich ergehen lassen ..... Sie werden geschlagen.“ Ich werde mein Klavier nie schlagen, hoffe ich.


16. Das beste Buch, das Sie im letzten Jahr gelesen haben?
„Sonnenschein“ von Saša Drndic


17. Ein Buch, das Ihr Leben verändert hat? 
„Kneuss“ von Beat Brechbühl. Wahrscheinlich habe ich es 1980 gelesen. Damals dachte ich: Bücher müsste man schreiben. Und: Ich mag Eigenbrödler (wie Kneuss). 

"‘Die Marschallin‘ setzt nicht nur einer faszinierenden, widersprüchlichen Figur ein Denkmal, sondern lässt eine ganze Epoche erstehen, und wir bewegen uns staunend durch eine Welt, in der Multikulturalität zum ganz selbstverständlichen Alltag gehörte.“
Neue Züricher Zeitung, Manfred Papst