Edward Carey Er ist eine echte Doppelbegabung und sein Verhältnis zur Welt ist von Staunen, einer kindlichen Unerschrockenheit, Humor, geradezu schwarzem Humor geprägt. Er kann ebenso frei erfinden wie sich in historische Begebenheiten und Gestalten versenken und sie mit seiner Fantasie zum Leben erwecken, wobei dieses Leben in seiner Fiktion durchaus ein anderes zu werden vermag als das historisch überlieferte. Der Schriftsteller und Künstler Edward Carey hat in seinem Roman "Petite" der recht kleinwüchsigen Marie Grosholtz (1761 - 1850), die uns als Madame Tussaud geläufig ist, einen wirklich weltbewegenden Auftritt verschafft, indem er ihre prägenden Jahre in Paris in ihrer ebenso brutalen wie gelegentlich liebevollen Skurrilität vor uns aufblättert. Diese Geschichte eines entschlossenen, tapferen Mädchens, einer unglaublich überlebensklugen Frau ist hinreißend und mit den darin enthaltenen Zeichnungen des Autors ein doppeltes Kunstwerk. Wie farbig, bizarr, geradezu exzentrisch Menschen und die menschlichen Verhältnisse sein können, wird spektakulär erzählt und augenfällig. Wie Künstliches und Kunst in einer von Widrigkeiten geradezu heimgesuchten Welt auf geheimnisvolle Weise überdauert, das erzählt sein Roman nicht nur, das ist auch sein eigenes Schicksal, das eines einzigartigen Romans, der überdauern wird.

1. Was haben Sie im Studium fürs Leben gelernt?
Ich war vom 13. bis zum 18. Lebensjahr auf einer Marineschule, ich habe dort vor allem Disziplin gelernt, darüberhinaus allerdings nicht allzu viel. Aber Disziplin war durchaus hilfreich.
 

2. Womit haben Sie Ihr erstes Geld verdient?
Ich habe auf der Werft meines Vaters gearbeitet. Meine besten Jobs hatte ich nach dem Studium. Ich habe als Pförtner am West End Theatre in London gearbeitet, als Archivar für einen Schönheitschirurgen und ich wurde bei Madame Tussaud’s als Wärter angestellt, um Besucher daran zu hindern, die Wachsfiguren zu berühren.

 

3. Wie sieht ein gelungener Tag in Ihrem Leben aus?
Zeit mit meiner Familie verbringen, mindestens zwei Seiten eines literarischen Textes schreiben, ein Monster zeichnen.
 

4. Was nehmen Sie sich immer wieder vor?
Monster zeichnen. 

 

5. Der beste Ort der Welt?
Einer meiner Lieblingsorte ist der große, unberührte Strand von Holkham in Norfolk, England, den ich seit meiner Kindheit kenne. Es ist ein wunderschöner, unvergesslicher Ort.

 

6. Welche Künstler beeindrucken Sie?
Zu viele, um sie hier alle aufzählen zu können.  
 

7. Welche Eigenschaften schätzen Sie an einem Menschen am meisten?
Güte.

8. Welche Zeitungen, Magazine und Blogs lesen Sie?
Den Guardian, die Washington Post, die New York Times, den Independent und das ist bloß das, was ich morgens lese, wenn ich aufgestanden bin und Kaffee trinke.

 

9. Ihre Lieblingsbuchhandlung?
In England Mr B’s in Bath.

 

10. Ihr Lieblingsmuseum?
Unmöglich zu beantworten. Aber wenn ich nach London komme, gehe ich oft in die National Portrait Gallery. Nicht um berühmte Briten zu betrachten, sondern bloß um Gesichter zu studieren und wie wir sie festhalten.
 

11. Welches Buch würde niemand in Ihrer Bibliothek erwarten?
"For the Record" von David Cameron.
 

12. Ein Buch, da Ihr Leben verändert hat?
Als Kind war das "Der Zauberstein von Brisingamen" von Alan Garner, da habe ich mich zum ersten Mal vollkommen und total im Lesen verloren. Später waren es die Werke von Bruno Schulz, ich liebe seine Prosa, den Zauber, den er dem Familienleben entlockt, und seine wunderbaren Zeichnungen.

13. Was wollten Sie als Kind werden?
Illustrator und Schauspieler.
 

14. Was für eine art Leser waren Sie als Kind?
Ein Gelegenheitsleser. Ich habe viel Zeit mit Zeichnen verbracht.


15. Ihr Lieblingswort?
Scrimshaw. (Beinschnitzerei, oft aus Walrosszahn.)


16. Was haben Sie immer dabei?
Seit dem Brexit habe ich immer Euros im Portemonnaie, ganz gleich, in welchem Land ich gerade bin. Meist bin ich in den USA.


17. Welches Ihrer eigenen Bücher gefällt Ihnen am besten?
Das, an dem ich gerade arbeite.

 

 

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