Was Drohnen für  James Bridle bedeuten, lässt sich vielleicht am ehesten verstehen, wenn man sie mit Andy Warhols Suppendosen vergleicht. Dies hat Vanity Fair in einem Artikel über den 1980 geborenen Künstler und Autor getan, der in London über Künstliche Intelligenz promovierte. Als Künstler spürt Bridle die Schnittstellen der digitalen und physischen Welt auf, zum Beispiel indem er Drohnenschatten auf Gehwege malte. Seine Werke sind auf Twitter, Facebook und Instagram zu sehen und wurden in Galerien auf fünf Kontinenten ausgestellt. Als Autor schreibt Bridle unter anderem für The Atlantic und The Guardian. 2015 zählte ihn das Magazin Wired zu den 100 einflussreichsten Menschen Europas. In diesen Tagen erscheint die deutsche Ausgabe seines ersten Buches „New Dark Age“, das als „Nachtsichtgerät“ (FAZ) gleichsam in die dystopischen Abgründe unserer Gegenwart und einer unberechenbar gewordenen Zukunft führt. Der Vordenker Bridle zeichnet darin Entwicklungen von der Computerisierung bis zum Klimawandel nach, erstellt erschreckende Prognosen und zeigt: Wir müssen lernen, anders zu denken. 

1. Was haben Sie in Ihrem Studium fürs Leben gelernt?
Wie man über Systeme nachdenkt. Informatik zu studieren hat mir erlaubt, einen Einblick in die Funktionsweise bestimmter Dinge zu bekommen. Aber zu lernen, wie man das Bewertungsschema und die Universitätsverwaltung hackt, sodass ich die Fächer studieren konnte, die mich am meisten interessierten, war genauso nützlich.
 

2. Wie haben Sie Ihr erstes eigenes Geld verdient?
Meine ersten bezahlten Jobs waren im Bereich Webdesign, aber ich habe auch lange Wein verkauft.

 

3. Wie sieht ein gelungener Tag in Ihrem Leben aus?
Einer, an dessen Ende ich etwas Neues gelernt habe.
 

4. Was nehmen Sie sich immer wieder vor?
All die Dinge wieder neu zu lernen, die ich seit dem letzten Mal vergessen habe. Immer wieder. 

 

5. Was ertragen Sie nur mit Humor?
Listen mit Fragen?

 

6. Ein großes "Beinahe" in Ihrem Leben?
Ich habe die Computer beinahe gegen Bücher eingetauscht. Die Erkenntnis, dass Kultur und Wissen sich nicht auf ein einzelnes Medium beschränken, hat mich seitdem geprägt.  
 

7. Der beste Ort der Welt?
Ein Zelt an einem Berghang im Norden Griechenlands und meine Lieblingsbar in Athen.

8. Welche Künstler beeindrucken Sie?
Hito Steyerl ist eine beständige Inspiration: eine Künstlerin, in der atemberaubender Erfindungsgeist, Nachdenklichkeit und moralische Sicherheit mit Humor und Neugierde zusammenkommen.

 

9. Welche Eigenschaften schätzen Sie an einem Menschen am meisten?
Güte.

 

10. Ihr liebstes Smaltalk-Thema?
Das Wetter.
 

11. Welcher Illusion geben Sie sich gerne hin?
Dass alle Menschen im Grunde gut sind; sie wissen es nur nicht.

 

12. Welche Zeitungen, Magazine und Blogs lesen Sie?
Regelmäßig: den New Yorker, The London Review of Books, Dark Mountain Journal und Salvage.
 

13. Ihre Lieblingsbuchhandlung?
Foyles in London.
 

14. Ihr Lieblingsmuseum?
Das Museum der antiken Agora in Athen, voller Techniken der antiken Demokratie.


15. Welchen Satz haben Sie sich zuletzt aus einem Buch notiert?
"Wir leben im Kapitalismus. Seine Macht scheint unausweichlich. So war es auch mit dem Gottesgnadentum der Könige. Menschen können sich jeder menschlichen Macht widersetzen und sie verändern." – Ursula Le Guin  


16. Welches Buch würde niemand in Ihrer Bibliothek erwarten?
"Quaker Faith and Practice". 


17. Ein Buch, das Ihr Leben verändert hat?
Zuletzt Richard Powers‘ "Die Wurzeln des Lebens". Seit ich es gelesen habe, sehe ich die Welt mit anderen Augen.

 

 

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Niemand hat entschieden, dass die Welt sich auf genau diese Weise entwickeln sollte – niemand wollte das New Dark Age -, aber wir haben es trotzdem geschaffen, und nun werden wir irgendwie darin leben müssen.