Sie schreibt über die Stadt, in der sie heute lebt. Liz Moore, 37, die, aufgewachsen in Boston, zunächst als Musikerin in New York gelebt hat, wohnt inzwischen mit ihrer Familie in Philadelphia, einer Stadt, die vieles von dem, was in den USA liebenswert, aufregend, aber auch krisenhaft ist, in sich trägt, u.a. die zur Epidemie gewordene, grassierende Abhängigkeit von starken Schmerzmitteln und Drogen, die längst die Mittelschicht erreicht hat. Nach drei sehr literarischen und preisgekrönten Romanen hat Liz Moore Anleihen beim Krimi gewählt, um ihren bislang rasantesten und fesselndsten Roman vorzulegen, der in den USA für ein Bietergefecht unter mehreren Verlagen gesorgt hat und sich u.a. dieser Thematik annimmt.
In diesem aufwühlenden Roman „Long Bright River“ erzählt sie von der Streifenpolizistin Mickey, die auf der Suche nach ihrer Schwester Kacey ist – seit fünf Jahren haben die beiden nicht mehr miteinander gesprochen. Was sie weiß: Die drogenabhängige Kacey geht anschaffen auf den Straßen ihres Blocks in Philadelphia. Und mit jedem Einsatz muss Mickey aufs Neue fürchten, ihre Schwester als Opfer eines Prostituiertenmordes wiederzufinden. Liz Moore erzählt in diesem Roman nicht nur eine äußerst spannende und mitreißende Familiengeschichte, sie entwirft gleichsam das eindringliche Porträt einer Stadt und einer Gesellschaft in der Krise.

1. Was wollten Sie als Kind werden?
Ich wollte in die Wissenschaft gehen. Mein Hauptfach an der Uni war Verhaltensneurowissenschaft, aber meine Noten waren nicht gut genug, deshalb habe ich gewechselt und mit dem Englischstudium begonnen.
 

2. Womit haben Sie Ihr erstes Geld verdient?
Der erste kleinere Zusatzverdienst kam durch Babysitting, mein erster richtiger Job war Kellnerin in einem Country Club. Ich war wahnsinnig schlecht im Kellnern und jede Schicht endete damit, dass ich weinend auf der Toilette saß, weil ich die Bestellungen der Leute alle völlig durcheinander gebracht hatte! 

 

3. Wie sieht ein gelungener Tag in Ihrem Leben aus?
Einige ungestörte Stunden zum Lesen und Schreiben zu haben, danach Zeit mit meiner Familie zu verbringen und dann meine Kinder zu einer angemessenen Zeit ins Bett zu bringen, damit mein Mann und ich abhängen können!
 

4. Was für eine Art Leserin waren Sie als Kind?
Ich war eine unersättliche Leserin. Zwischen 7 und 12 Jahren habe ich mehr gelesen, als ich es in meinem ganzen Leben je wieder tun werde.

 

5. Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?
Besorgt - meine Kinder werden ständig krank, weil es Winter ist, und ich muss bald zu meiner Lesereise aufbrechen.

 

6. Das beste Buch, das Sie im letzten Jahr gelesen haben?
"Disappearing Earth" von Julia Phillips habe ich geliebt.
 

7. Der beste Ort der Welt, der beste Ort in Philadelphia?
Ich habe mein Jahr an der Amerikanischen Akademie in Rom geliebt und würde ohne zu zögern wieder in diese Stadt zurückgehen. Es ist schwer, den besten Ort in Philadelphia zu benennen, aber heute würde ich wohl sagen: der Italienische Markt - eine kleine Seitenstraße mit Geschäften und Restaurants, die heute mehr wie der Italienische, der Mexikanische und der Vietnamesische Markt zusammen ist. Wunderbares Essen, wunderbare Läden und Menschen.

8. Ihre Lieblingsregisseurin?
Debra Granik. [Wikipedia-Eintrag]

 

9. Welche Eigenschaften schätzen Sie an einem Menschen am meisten?
Verantwortungsbewusstsein, Herzlichkeit, Großzügigkeit, Glaubwürdigkeit.
 

10. Ihr liebstes Smalltalk-Thema?
Warum jeder nach Philadelphia ziehen sollte.
 

11. Welcher Illusion geben Sie sich gerne hin?
Dass ich alles unter Kontrolle habe.
 

12. Welche Zeitungen, Magazine und Blogs lesen Sie?
"The New York Times", "The Philadelphia Inquirer", "The New Yorker", "Longreads".

13. Ihre Lieblingsbuchhandlung?
Head House Books in Philadelphia.
 

14. Ihr Lieblingsmuseum?
Die Morgan Library & Museum in New York (ich habe dort mal gearbeitet!) und das Mutter Museum in Philadelphia.


15. Welchen Satz haben Sie zuletzt aus einem Buch notiert?
Aus Téa Obrehts Roman "Inland": "Sie konnten die Lebenden sehen, aber nicht einander. Namenlos und unbegraben, plötzlich in die verwirrende Dunkelheit gestellt, stiegen sie auf und fanden sich vollkommen allein wieder."


16. Welches Buch würde niemand in Ihrer Bibliothek erwarten?
Viele italienische Bücher, eine Sprache, die ich anhaltend zu lernen versuche.


17. Ein Buch, das Ihr Leben verändert hat?
Die gesammelten Kurzgeschichten von Flannery O’Connor – ich wusste nicht, wie stark Literatur mich zu berühren vermag, bis ich ihr Werk gelesen habe.

 

 

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