Maschallah! Die Scheinwerfer leuchten auf, Claudia Ott trägt auf Arabisch aus „Tausendundeine Nacht“ vor. Man könnte ewig zuhören, aber dann wechselt sie in ihre Übersetzung. Die Geschichte wird immer spannender, der Jüngling greift dem vermeintlichen König unters Hemd … „Da erreichte das Morgengrauen Schahrasad, und sie hörte auf zu erzählen.“ Claudia Ott hat derweil ihre Rohrflöte ergriffen und verzaubert ihr Publikum mit orientalischen Klängen. Schließlich erklärt sie, wie sie uralte arabische Manuskripte aufspürt und was es mit deren Überlieferung auf sich hat. Wer eine Lesung von Claudia Ott besucht, erlebt mindestens drei Talente: die renommierte Expertin für „Tausendundeine Nacht“ mit Honorarprofessur in Göttingen, die Musikerin, die in Kairo Rohrflöte studiert hat, und nicht zuletzt die begnadete, mehrfach ausgezeichnete Übersetzerin von arabischer Dichtung und Prosa. Wie man das alles schafft? Mit Liebe und Hingabe zur Sache – inschallah.

1. Was wollten Sie als Kind werden?
Erst Radrennfahrerin (bis 6), dann Dirigentin (ab 7).


2. Womit haben Sie Ihr erstes Geld verdient?
Mit Blumen pflücken für ein Ausflugslokal in der Nähe meines Elternhauses. Ein Sträußchen erzielte je nach Größe und Schönheit bis zu 1 D-Mark Honorar. Auf den Wiesen gab es damals noch Schlüsselblumen, Glockenblumen, Wiesenschaumkraut und Leberblümchen en masse. Den Job hatte ich zwischen meinem 8. und 12. Lebensjahr.


3. Wie sieht ein gelungener Tag in Ihrem Leben aus?
Ein bisschen Radeln oder Paddeln, Musik, ein bisschen Arbeit und ein gutes Frühstück, den Garten gießen, Unkraut jäten, Hühner füttern. Lesen, lieben, lachen. Wenn von allem etwas dabei ist, ist’s ein guter Tag.


4. Was nehmen Sie sich immer wieder vor?
Auf das Abendessen zu verzichten und die Wäsche ordentlich zusammenzulegen.


5. Welche drei Geister würden Sie gern zum Dinner einladen?
Die ägyptische Pharaonin Nofretete. Meinen Schwiegervater, den ich nie kennengelernt habe. Den Dschinni aus der Wunderlampe.


6. Ein großes „Beinahe“ in Ihrem Leben?
Beinahe den Leipziger Buchpreis gewonnen.


7. Der beste Ort der Welt, der beste Ort in Beedenbostel?
Immer da, wo die Menschen sind, die ich liebe.


8. Welche Künstler:innen beeindrucken Sie?
Alle, die durchlässig sind für Kunst, z.B. das Vokalensemble La poème harmonique (Renaissancemusik) oder der Übersetzer Ernest Wichner (Solenoid).


9. Welche Eigenschaften schätzen Sie an einem Menschen am meisten?
Großzügigkeit, Warmherzigkeit, Heiterkeit, Dankbarkeit, Zuverlässigkeit.


10. Ihr liebstes Smalltalk-Thema?
Hühner.


11. Welcher Illusion geben Sie sich gerne hin?
Alles wird gut und die Menschheit hat noch eine Aussicht aufs Überleben.



12. Mit wem würden Sie gern für einen Tag den Platz tauschen?
Mit meiner Henne Scharrasad.


13. Ihre Lieblingsbuchhandlung?
Das Bücherhaus Bargfeld, die Lengfeldsche Buchhandlung in Köln, Riemann in Coburg, Storm in Bremen, Meyer in Weißenburg, Schaumburg in Stade, Heine in Verden, Röttsches in Herne, Blume in Oerlinghausen. Und natürlich den fliegenden Buchladen auf der Brücke in Alt-Kairo aus dem „Buch der Liebe“.


14. Ihr Lieblingsmuseum?
Das Museumsdeck aus dem Gedicht „Beim Bau eines Unterseeboots“.


15. Welchen Satz haben Sie sich zuletzt aus einem Buch notiert?
Das ist unendlich lange her. Ich glaube, es war Martin Luthers Lieblingspsalmvers: „Ich werde nicht sterben, sondern leben und des Herrn Werke verkündigen“.


16. Welches Buch würde niemand in Ihrer Bibliothek erwarten?
„Elftausend Jungfrauen“ von Ralf König, eine satirische Stadtgeschichte von Köln.


17. Ihr Motto?
Taten sind besser als Worte (Tausendundeine Nacht).